Freitag, 22. Januar 2016

Konzertbericht: Tribulation, Transgender, Trieblehre und der Suff.


The Wailing Dead Tour im Knust (Hamburg)
Das erste Live-Review dieses Blogs ist zugleich auch ein Eingeständnis, denn ein objektiver Konzertbericht bedarf einer gewissen Nüchternheit,  und das ist hier nicht im Bezug auf die Sprache zu verstehen. Ich war halt schon vor der ersten Band bei meinem elften Bier, aber das verbuchen wir hier mal unter "Atmosphäre" und können mit Bestimmtheit sagen, dass die echt klasse war.
Wir befinden uns in Hamburg, genauer gesagt im Knust, einer weitläufigen und urgemütlichen Konzertkneipe  nahe der Feldstraße. Die zentrale Lage ist allerdings nicht der Grund, weshalb die Bude schon vor der ersten Band rappelst voll ist, viele kamen aus dem Hamburger Umland extra hierhin, um das zurecht (und auch von diesem Blog) stark gehypte dritte Album der Schwedenkombo TRIBULATION live erleben zu dürfen. VAMPIRE eröffnen den Abend also vor versammeltem Publikum, schroten erstmal drauf los und kommen auch verdammt gut damit an. Freud lag falsch, es gibt nur 2 Grundtriebe: Libido und Blackthrash.Während die Saitenfraktion allerdings eher undeutlich im Hintergrund wabbert, schiebt das Schlagzeug die Songs mit monströser Bassdrum und gigantischer Snare präzise nach vorne. Ich kann mir schon denken, welches Instrument beim Mischer im Keller steht. VAMPIRE profitieren wie keine andere Band des Abends von seinem Gusto und verfügen zudem über einen fitten Sänger mit überzeugender Bühnenpräsenz. Die Band will ich noch öfter sehen.
Ganz im Gegensatz zu GRAVE PLEASURES. Während ich mich draußen an einer Zigarette festhalte und vor Tribulationfans der ersten Stunde das neue Album verteidige, geben sich auf der Bühne gefühlt die Sportfreunde Stiller und Placebo die Hand. Soll diese Band also den Spagat für Fans der späten Stunde leisten? Ein Typ mit Backenbart fragt mich: "Grave Pleasures oder Beastmilk??" "Nein."
TRIBULATION betreten die Bühne und eröffnen mit "Melancholia", der als Videoauskopplung wohl bei allen am präsentesten ist. Das macht sich bezahlt und ist ein dickes "Hallo" an alle, die jetzt vor allem die Songs der CHILDREN OF THE NIGHT erwarten. Obwohl das Schlagzeug immernoch zu präsent ist und die Snare den Großteil der filigranen Gitarrenarbeit übertönt und trotz der kaum hörbaren Leadgitarre in Solomomenten machen die Schweden all diese Unstimmigkeiten mit absolut tightem Spiel und einer sleazigen, extrovertierten Bühnenshow wett. Wer durch die androgynen Bandfotos bereits im sexuellen Duktus seiner Szene irritiert wurde hat es hier schwer, denn die Jungs sehen aus wie eine Hair-Metal Band, die nach ihrem Zenit durch Angel Dust zur Gruftiszene gefunden hat. TRIBULATION überschreiten nicht nur Genre-, sondern auch Gendergrenzen, was sich am deutlichen am Rhythmusgitarristen zeigt, der sich lassiv in feminem Kleidungsstil über die Bühne räckelt und die fauchende Hexe mimt. Vereinzelnd lassen sich auch Songs der älteren Alben in der Setlist wiederfinden, aber angesichts des Sounds, den die Schweden mit ihren Surfbrettgroßen Halbresonanzgitarren fahren klingen sie nicht so, wie es ihnen gut getan hätte. Aber wegen sowas fang ich jetzt nicht an zu meckern. Tribulation haben meine Erwartungen erfüllt und Vampire hab ich ab jetzt auf dem Schirm. Solltet Ihr auch!




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