Sonntag, 31. Januar 2016

Aktuelle Alben: Abbath - Abbath


Als sich im Jahre 1990 Klein-Olve und Klein-Harald unter dem Namen IMMORTAL zusammentaten, hatten beide wahrscheinlich nicht auf dem Schirm, dass sie Alben wie BATTLES IN THE NORTH, AT THE HEART OF WINTER und SONS OF NORTHERN DARKNESS in den Äther schicken und dadurch unter ihren Künstlernamen Abbath und Demonaz weltweite Bekanntheit erreichen. Gewiss haben sie auch nicht geahnt, dass sich der Name ihrer Band prophetisch bewahrheiten wird, denn Immortal sind im letzten Jahr bereits zum zweiten Mal gestorben und wieder auferstanden, dieses Mal allerdings ohne den Frontmann mit dem sexy Hüftschwung eines panisch flüchtenden Krebstieres. Der macht nämlich unter dem Namen ABBATH weiter, und während Demonaz und Horgh bislang nur ein öffentliches Statement vorweisen können, in dem sie mit Dreck um sich schmeißen und eine Platte ankündigen, ist Abbath mit einer LP und dem Verlust von zwei Bandmitgliedern schon wieder voll im Business angekommen. 


ABBATHs erstes Release ist aus verschiedenen Gründen interessant:
Klar wollen die Tratschtanten unter uns wissen, wer das Arschloch und wer die Seele von IMMORTAL ist. Wirklich spannend ist aber, wie dieser Kautz mit der künstlerischen Freiheit umgeht, die er durch das Ablegen der IMMORTAL - Trademark gewonnen hat. Mit seinem vorangegangenen Soloprojekt I und seiner Motorhead Coverband BÖMBERS hat Abbath ja bereits gezeigt, dass er lieber Harley fährt als Bäume zu knutschen.
Der erste Track macht in aller Deutlichkeit klar, dass hier keine IMMORTAL-Retorte gebacken wird, sondern dass Abbath darauf verzichtet die alten Tradenmarks zu rekonstruieren, um den "Whodunit"-Wettbewerb zu gewinnen. To War! ist eine zackige Groovewalze und in Blashyrkh gibt es keine Panzer. Hört's Euch an und ihr versteht, was ich meine. Mit Black Metal hat das noch wenig zu tun, denn das Schlagzeug ist genauso aufdringlich produziert wie das Album an sich. Über diesen Handel ging dann auch der charakteristische Gitarrensound Abbaths flöten und klingt nun nach einem modernen Highgain-Amp, der zwar kompakt aus den Boxen schießt, aber auch enttäuschend generisch ist. Dem Albumopener kommt das zugute, denn der verwandelt sich schnell in einen Kriegsschrei, der unter schneidenden Gitarren hysterisch nach vorne geblastet wird.


Dann beginnt aber auch schon die Durststrecke des Albums. Winterbane zieht tanzbar und höhepunktslos an einem vorbei, während Ashes of the Damned noch durch bescheuerte Synthie-Fanfaren auf sich aufmerksam machen kann und sich Abbaths idiotischer Humor endlich auch mal musikalisch artikuliert. Oceans of Wounds ist dann der absolute Tiefpunkt des Albums, der permanent versucht, Spannung aufzubauen, nur um dann wieder auf einen ätzenden Grunge-Chorus zurückzufallen. Count the Dead und Fenrir Hunts wiederum sind solide Nummern, mit denen er dem IMMORTAL Material sehr nahe kommt, aber bei denen auch ersichtlich wird, dass BENIGHTED-Drummer Kevin Foley zwar kein Problem mit hohen Geschwindigkeiten hat, aber bei weitem nicht über die verspielte Raffinesse von Horgh verfügt.


Mein persönlicher Höhepunkt ist Root of the Mountain, eine angeschwärzte Hardrock Nummer bei der so ziemlich alles passt. Das ist vor allem dem Bassspiel von King Ov Hell zu verdanken, der die Strophe mit Akkorden anfettet und tieffrequent in dein Stammhirn schiebt oder ein doch recht generisches Hardrockriff mit einem springenden Basslauf veredelt. Endless hingegen baut dann nochmal richtig Geschwindigkeit auf und mündet als unspektakuläre Thrash-Nummer in einem episch aufgeladenen Outro mit klassischen IMMORTAL Harmonien.


Fazit: ABBATH springt mit einem soliden Album in die Bresche, das in Sound und Songwriting mehr mit I als mit Immortal zu tun hat und vereinzelnd mit ein paar starken Songs aufwartet. Hier wird erfreulicherweise deutlich, dass Abbath noch lange nicht an dem Punkt in seiner Karriere angelangt ist, an dem er seinen Stil zu rekonstruieren versucht, sondern dass der Lenker seiner Harley immer noch nach vorne ausgerichtet ist. 

Bewertung:  7,5 / 10

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