Albumreviews mit hohem Worship-Faktor und Konzertberichte aus der fünften Reihe. Death, Black, Thrash, Doom & Heavy Metal.
Sonntag, 31. Januar 2016
Aktuelle Alben: Abbath - Abbath (Black Metal)
Veröffentlicht: 22.01./29.01.2016
Als großer Fan von vielen Immortal Alben und auch von ABBATHs Soloprojekt "I" musste ich natürlich hören wie es nach dem Streit zwischen den Beteiligten weitergeht. Nun liegt das Album auf dem Schreibtisch und abgesehen von dem recht einfallslosen Band- sowie Albumnamen und dem dazugehörigen Cover werde ich erstmal nicht enttäuscht. Der Opener To War! kommt schneller, treibender daher, als ich erwartet hätte, die typischen Gitarrenslides, die man von Herrn Eikemo bereits kennt sind auch wieder vorhanden und stimmlich ist auch alles wie gewohnt. Sehr schön.
Winterbane ist stampfend, energiegeladen, zeitweilig auch ein bisschen thrashig.
Ashes of the Damend hat überraschenderweise schöne Keyboard Steigerungen und ein bisschen mehr Kälte sowie tolle Rhythmuswechsel. Der Höhepunkt bisher. Leider sackt es danach stark ab und Ocean of Wounds ist nur ein mittelmäßiger Lückenfüller. Gewohntes Doublebasstempo und Standartriffs.
Das vorab als Single veröffentliche Count the dead ist schon wieder besser, ich erkenne tatsächlich neben dem Rhythmus schön untermalende Melodien, die ich schon sehnsüchtig erwartet habe. Jetzt zeigt der Mann seine Qualitäten und ebenso, wie tief der klassische Heavy Metal in ihm verwurzelt ist.
Mit Fenrir hunts wird das Tempo angezogen, einer der schnellen Tracks auf dem Album, und man steigert sich zu Ende in einen echten Nackenbrecher hinein. Root of the Mountain ist träge und zieht sich sehr in die Länge, hat zwar ein paar nette Bassläufe, ist aber sonst das anspruchloseste Stück der Scheibe.
Endless ist nochmal der Fuß auf dem Gaspedal aber mehr auch nicht. Das nicht gelistete Priest Cover Riding on the wind ist musikalisch hübsch umgesetzt auch wenn, meiner Meinung nach, der Snaredrumsound so gar nicht zu dem Stück passt und der Rabengesang von ABBATH nicht unbedingt für Rob Halford Immitationen ausgelegt ist.
Über das ebenfalls nicht in der Liste erwähnte Nebular Ravens Winter möchte ich tatsächlich nicht urteilen. Klar, die Aufnahme ist moderner produziert, aber ob und warum man Stücke nochmal aufnehmen muss ist mir ein wenig unklar. Für alle Verwirrten: Das Lied erschien bereits auf Blizzard Beasts von Immortal im Jahr 1997.
Fazit: Das Album ist nicht die (von mir) langerwartete Fortsetzung von At the Heart of Winter oder Between two worlds, aber es macht klar, dass es für den verblieben Rest von Immortal schwer wird adäquaten Ersatz am Mikrofon zu finden. Fans könnten sich durchaus zu ABBATH hinwenden, zumal dieser das Album veröffentlicht hat, bevor neue Sachen von Immortal auf dem Markt sind. Noch sind die Erwartungen nicht erfüllt und es ist nach oben noch einiges offen. ABBATH hat leider den Nachteil, dass seine Songs rhythmisch nicht besonders abwechslungsreich sind. Andererseits ist mit King(ov Hell) ein guter Musiker mit an Bord, der sich in Zukunft vielleicht mehr einbringen kann und der Gesamtstil von ABBATH ist einfach so unverwechselbar und gut, dass das Album trotz Schwächen noch Spaß machen kann.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten
Aktuelle Alben: Abbath - Abbath
Als sich im Jahre 1990 Klein-Olve und Klein-Harald
unter dem Namen IMMORTAL zusammentaten, hatten beide wahrscheinlich
nicht auf dem Schirm, dass sie Alben wie BATTLES IN THE NORTH, AT THE
HEART OF WINTER und SONS OF NORTHERN DARKNESS in den Äther schicken
und dadurch unter ihren Künstlernamen Abbath und Demonaz weltweite
Bekanntheit erreichen. Gewiss haben sie auch nicht geahnt, dass sich
der Name ihrer Band prophetisch bewahrheiten wird, denn Immortal sind
im letzten Jahr bereits zum zweiten Mal gestorben und wieder
auferstanden, dieses Mal allerdings ohne den Frontmann mit dem sexy
Hüftschwung eines panisch flüchtenden Krebstieres. Der macht
nämlich unter dem Namen ABBATH weiter, und während Demonaz und
Horgh bislang nur ein öffentliches Statement vorweisen können, in
dem sie mit Dreck um sich schmeißen und eine Platte ankündigen, ist
Abbath mit einer LP und dem Verlust von zwei Bandmitgliedern schon
wieder voll im Business angekommen.
ABBATHs erstes Release ist aus verschiedenen Gründen
interessant:
Klar wollen die Tratschtanten unter uns wissen, wer
das Arschloch und wer die Seele von IMMORTAL ist. Wirklich
spannend ist aber, wie dieser Kautz mit der künstlerischen Freiheit
umgeht, die er durch das Ablegen der IMMORTAL - Trademark gewonnen
hat. Mit seinem vorangegangenen Soloprojekt I und seiner Motorhead
Coverband BÖMBERS hat Abbath ja bereits gezeigt, dass er lieber
Harley fährt als Bäume zu knutschen.
Der erste Track macht in aller Deutlichkeit klar,
dass hier keine IMMORTAL-Retorte gebacken wird, sondern dass Abbath
darauf verzichtet die alten Tradenmarks zu rekonstruieren, um den
"Whodunit"-Wettbewerb zu gewinnen. To War! ist eine
zackige Groovewalze und in Blashyrkh gibt es keine Panzer. Hört's
Euch an und ihr versteht, was ich meine. Mit Black Metal hat das noch
wenig zu tun, denn das Schlagzeug ist genauso aufdringlich produziert
wie das Album an sich. Über diesen Handel ging dann auch der
charakteristische Gitarrensound Abbaths flöten und klingt nun nach
einem modernen Highgain-Amp, der zwar kompakt aus den Boxen schießt,
aber auch enttäuschend generisch ist. Dem Albumopener kommt das
zugute, denn der verwandelt sich schnell in einen Kriegsschrei, der
unter schneidenden Gitarren hysterisch nach vorne geblastet wird.
Dann beginnt aber auch schon die Durststrecke des
Albums. Winterbane zieht tanzbar und höhepunktslos an einem
vorbei, während Ashes of the Damned noch durch bescheuerte
Synthie-Fanfaren auf sich aufmerksam machen kann und sich Abbaths
idiotischer Humor endlich auch mal musikalisch artikuliert. Oceans
of Wounds ist dann der absolute Tiefpunkt des Albums, der
permanent versucht, Spannung aufzubauen, nur um dann wieder auf einen
ätzenden Grunge-Chorus zurückzufallen. Count the Dead und
Fenrir Hunts wiederum sind solide Nummern, mit denen er dem
IMMORTAL Material sehr nahe kommt, aber bei denen auch ersichtlich
wird, dass BENIGHTED-Drummer Kevin Foley zwar kein Problem mit hohen
Geschwindigkeiten hat, aber bei weitem nicht über die verspielte
Raffinesse von Horgh verfügt.
Mein persönlicher Höhepunkt ist Root of the
Mountain, eine angeschwärzte Hardrock Nummer bei der so ziemlich
alles passt. Das ist vor allem dem Bassspiel von King Ov Hell zu
verdanken, der die Strophe mit Akkorden anfettet und tieffrequent in
dein Stammhirn schiebt oder ein doch recht generisches Hardrockriff
mit einem springenden Basslauf veredelt. Endless
hingegen baut dann nochmal richtig Geschwindigkeit auf und mündet als
unspektakuläre Thrash-Nummer in einem episch aufgeladenen Outro mit
klassischen IMMORTAL Harmonien.
Fazit: ABBATH springt mit
einem soliden Album in die Bresche, das in Sound und Songwriting mehr
mit I als mit Immortal zu tun hat und vereinzelnd mit ein paar
starken Songs aufwartet. Hier wird erfreulicherweise deutlich, dass
Abbath noch lange nicht an dem Punkt in seiner Karriere angelangt
ist, an dem er seinen Stil zu rekonstruieren versucht, sondern dass
der Lenker seiner Harley immer noch nach vorne ausgerichtet ist.
Bewertung: 7,5 / 10
Freitag, 22. Januar 2016
Konzertbericht: Tribulation, Transgender, Trieblehre und der Suff.
The Wailing Dead Tour im Knust (Hamburg)
Das erste Live-Review dieses Blogs ist zugleich auch ein Eingeständnis, denn ein objektiver Konzertbericht bedarf einer gewissen Nüchternheit, und das ist hier nicht im Bezug auf die Sprache zu verstehen. Ich war halt schon vor der ersten Band bei meinem elften Bier, aber das verbuchen wir hier mal unter "Atmosphäre" und können mit Bestimmtheit sagen, dass die echt klasse war.
Wir befinden uns in Hamburg, genauer gesagt im Knust, einer weitläufigen und urgemütlichen Konzertkneipe nahe der Feldstraße. Die zentrale Lage ist allerdings nicht der Grund, weshalb die Bude schon vor der ersten Band rappelst voll ist, viele kamen aus dem Hamburger Umland extra hierhin, um das zurecht (und auch von diesem Blog) stark gehypte dritte Album der Schwedenkombo TRIBULATION live erleben zu dürfen. VAMPIRE eröffnen den Abend also vor versammeltem Publikum, schroten erstmal drauf los und kommen auch verdammt gut damit an. Freud lag falsch, es gibt nur 2 Grundtriebe: Libido und Blackthrash.Während die Saitenfraktion allerdings eher undeutlich im Hintergrund wabbert, schiebt das Schlagzeug die Songs mit monströser Bassdrum und gigantischer Snare präzise nach vorne. Ich kann mir schon denken, welches Instrument beim Mischer im Keller steht. VAMPIRE profitieren wie keine andere Band des Abends von seinem Gusto und verfügen zudem über einen fitten Sänger mit überzeugender Bühnenpräsenz. Die Band will ich noch öfter sehen.
Ganz im Gegensatz zu GRAVE PLEASURES. Während ich mich draußen an einer Zigarette festhalte und vor Tribulationfans der ersten Stunde das neue Album verteidige, geben sich auf der Bühne gefühlt die Sportfreunde Stiller und Placebo die Hand. Soll diese Band also den Spagat für Fans der späten Stunde leisten? Ein Typ mit Backenbart fragt mich: "Grave Pleasures oder Beastmilk??" "Nein."
TRIBULATION betreten die Bühne und eröffnen mit "Melancholia", der als Videoauskopplung wohl bei allen am präsentesten ist. Das macht sich bezahlt und ist ein dickes "Hallo" an alle, die jetzt vor allem die Songs der CHILDREN OF THE NIGHT erwarten. Obwohl das Schlagzeug immernoch zu präsent ist und die Snare den Großteil der filigranen Gitarrenarbeit übertönt und trotz der kaum hörbaren Leadgitarre in Solomomenten machen die Schweden all diese Unstimmigkeiten mit absolut tightem Spiel und einer sleazigen, extrovertierten Bühnenshow wett. Wer durch die androgynen Bandfotos bereits im sexuellen Duktus seiner Szene irritiert wurde hat es hier schwer, denn die Jungs sehen aus wie eine Hair-Metal Band, die nach ihrem Zenit durch Angel Dust zur Gruftiszene gefunden hat. TRIBULATION überschreiten nicht nur Genre-, sondern auch Gendergrenzen, was sich am deutlichen am Rhythmusgitarristen zeigt, der sich lassiv in feminem Kleidungsstil über die Bühne räckelt und die fauchende Hexe mimt. Vereinzelnd lassen sich auch Songs der älteren Alben in der Setlist wiederfinden, aber angesichts des Sounds, den die Schweden mit ihren Surfbrettgroßen Halbresonanzgitarren fahren klingen sie nicht so, wie es ihnen gut getan hätte. Aber wegen sowas fang ich jetzt nicht an zu meckern. Tribulation haben meine Erwartungen erfüllt und Vampire hab ich ab jetzt auf dem Schirm. Solltet Ihr auch!
Sonntag, 17. Januar 2016
Aktuelle Alben: Fifth to Infinity - Omnipotent Transdimensional Soulfire (Black/Death)
Veröffentlicht seit: 06.12.2015/08.01.2016
Der erste Review Eintrag aktueller Alben ist nun die schwedische Band FIFTH TO INFINITY, die zwar seit 1997 existiert, ihr hier vorgestelltes Debüt aber erst 19 Jahre nach Gründung veröffentlicht. Das genaue Veröffentlichungsdatum schwankt von Quelle zu Quelle zwischen dem 6.12.2015 und dem 8.1.2016.
Der erste Review Eintrag aktueller Alben ist nun die schwedische Band FIFTH TO INFINITY, die zwar seit 1997 existiert, ihr hier vorgestelltes Debüt aber erst 19 Jahre nach Gründung veröffentlicht. Das genaue Veröffentlichungsdatum schwankt von Quelle zu Quelle zwischen dem 6.12.2015 und dem 8.1.2016.
Bei der Band handelt es sich um Ex-Opeth Schlagzeuger Martin Lopez und den hierzulande noch recht unbekannten Musikern David Lindh (Bass) und Nader Jonas Reslan (Gitarre/Gesang). Dass das Debüt erst nach so langer Zeit erscheint und nicht ,wie geplant, schon im Jahr 2000 veröffentlicht werden konnte, liegt daran, dass 2001, bevor alle Aufnahmen im Kasten waren, die Band auf Eis gelegt wurde. 2007 entschied man sich einen weiteren Anlauf zu wagen und jetzt ist der erste Tonträger kaufbar, auch wenn die Band 2009 schon vorab die Rohfassungen einiger Songs veröffentlicht hat.
Das Endergebnis kann sich sehen lassen: Ein schleppend kaltes Album mit glasklarer Produktion, eingespielt von Top-Musikern. Ein schönes Beispiel für schwedischen Black Metal mit leichter Death Metal Schlagseite. Das Intro "Vindar från de osaligas ängder" ist zwar mit über 4 Minuten für meinen Geschmack ein bisschen zu lang, aber trotzdem ein schöner Spannungsaufbau. Wenn dann mit "Reapers Wake" das erste Mal der Gesang ertönt fragt man sich warum Jonas Reslan noch nicht bekannter ist, denn diese Stimme ist einfach nur steinkalt und rau. Der Mann klingt, als hätte er Schleifpapier in der Kehle und von tiefen Death Metal Growls bis zu eiskaltem Black Metal Gekeife ist bei ihm nur ein kleiner Schritt. Können tut er beides, oft ist es aber eine goldene Mitte. Beeindruckend.
In Songs wie "Masters Unbound", "Death shall wake us all" und "Secrets of the Bottom" erinnern viele Melodien an Bands wie Dissection oder Sacramentum ohne jedoch jemals in Blastbeat-Tempo überzugehen. Das ganze Album ist eher im Midtempo Bereich gehalten und die schnellen Passagen sind von präziser Doublebass untermalt, was zum Gesamtstil des Albums aber sehr gut passt. So unterscheidet es sich von vielen anden Black Metal Alben, wo möglichst viele Blastbeats offenbar als Qualitätsmerkmal angesehen werden. Hier tut der Mangel derer gut, denn auf OMNIPOTENT TRANSDIMENSIONAL SOULFIRE regieren die getragenen, leicht melancholischen Melodien, die durch zuviel Schlagzeug unter Umständen untergegangen wären.
"The Promise of Abyss" zeigt dann trotzdem sehr gut, dass Martin Lopez immer noch ein absoluter Könner seines Fachs ist und warum er so lange bei Opeth die Kessel verdreschen durfte, bis das Album schließlich mit dem großartigen "The Blessings of Annihilation" endet.
Dass das Ganze eine Spielzeit von 55:55min hat, ist sicher kein Zufall und aller Wahrscheinlichkeit nach dem Bandnamen geschuldet. Dennoch muss ich sagen, dass 10 Minuten weniger dem Album gut getan hätten, denn gerade zu Ende hin kann sich durchaus ein Mangel an Aufmerksamkeit breit machen, da die Songs eine leichte Eintönigkeit vorweisen. Insgesamt ein Album, dass eher von seiner Gesamtstimmung lebt, als von einzelnen Songs. Für Fans von schwedischem BM trotzdem ein Kauftipp.
Bewertung: 7 von 10 Punkten
Montag, 11. Januar 2016
Gravens Top 10 von 2015
1. Tribulation - Children Of The Night (Black)
Seit diesem jahr sind MGLA kein Geheimtipp mehr. EXERCISES IN FUTILITY verschafft ihnen die Aufmerksamkeit, die ihnen schon seit ihrem Debut gebührt und steht unter demselben Stern wie auch die Vorgänger, wenn auch etwas klarer produziert. Was diese Band vor allem auszeichnet ist die Fähigkeit, simple und kraftvolle Melodien repetitiv zu bündeln; und so ist auch die dritte Platte der Polen ein dunkles, melancholisches Mantra geworden, in das man immer tiefer hineinsinken möchte.
10. Misþyrming - Söngvar Elds Og Óreiðu (Black)
Dieses Album ist 2015 eingeschlagen wie eine Bombe und hat jegliches Genre erschüttert. TRIBULATION ist es mit ihrer dritten Veröffentlichung gelungen, Black Metal in einen 70er Progrock-Sound zu bannen und mit konservativer Instrumentierung und Produktion ein atmosphärisch stimmiges Meisterwerk zu kreieren.
2. Mgla - Exercises In Futility (Black)
3. Sulphur Aeon - Gateway To The Antisphere (Death)
GATEWAY TO
THE ANTISPHERE zählt zweifelsfrei zu den besten Death Metal Releases
des Jahres 2015. Im Vergleich zum Vorgänger wurde hier eine gute
Ladung Schlamm abgeschöpft, sodass sich die Rhythmusfraktion
messerscharf nach vorne arbeiten kann, während die Leadgitarren den
feuchten Traum der Männerwelt aus den Untiefen von R'lyeh
heraufbeschwören. SULPHUR AOEN machen da weiter, wo BEHEMOTH mit ZOS
KIA CULTUS und DEMIGOD aufgehört haben und bereichern das Genre
durch ihr Monument aus epischen Hooks und apokalyptischen Klanglandschaften.
4. Ghost -Meliora (Occult Rock)
Ein Gespenst geht um
in Europa – 2015 wurden unsere Stereoanlagen von einem
Pop-Ungeheuer heimgesucht, das mit cheesigen Hooks und klebrigem
Pathos nicht wenige Metal-Hardliner in eine Sinnkrise gestürzt hat.
Diesem gefälligen und durchgestylten Produzentenwerk kann man
höchstens bis zum dritten Hördurchgang widerstehen, denn obwohl der
Kitsch hier auf die Spitze getrieben wird, ist es lyrisch zu
abgedreht und zu clever komponiert, um als generische Hitproduktion
abgeschrieben zu werden. Mein Guilty Pleasure von 2015!
5. Ahab - The Boats Of The Glen Carrig (Funeral Doom)
THE BOATS OF THE GLEN CARRIG kann seinem Vorgänger THE GIANT im
Hinblick auf Intensität und Vielfältigkeit nicht das Wasser
reichen, was aber in Anbetracht dieses Meisterwerks keine Schande
ist. AHABs neuste Platte präsentiert sich druckvoll mit sehr
aufgeräumtem Sound und wird wieder stärker von Riffs als von
Melodien getragen. Die monotonen Walzen werden von röhrenden Growls
angetrieben, die in dieser Brutalität noch nie bei AHAB zu hören
waren und an das Stimmwunder Jan-Chris de Koeijer
erinnern. Dass der stärkste Track des Albums “The Light In The
Weed” als Bonus angehangen wurde kann ich mir nur dadurch erklären,
dass er sich in seiner Nähe zum Vorgängeralbum nicht so ganz in die
psychedelische Grundstimmung des Albums einfügen lässt, aber allein
schon dieser wunderschöne Batzen aus Isolation, Verzweiflung und
Hoffnungslosigkeit untermauert AHABs Status als deutsche
Doom-Institution im Jahr 2015.
6. Malthusian - Below The Hengiform (Death/Doom/Sludge)
Als 2013 die
SURGICAL STEEL von CARCASS auf den Markt geworfen wurde, postulierte
ein Freund von mir diesbezüglich: „So muss Death Metal heutzutage
klingen!“ Im selben Jahr erblickt MALTHUSIANs Demo MMXIII die Welt
und zeigt, dass es eben nicht die messerscharfe High-End Produktion
sein muss, die das Genre am Laufen hält. Malthusian klingen wie ein
Morbid Angel Konzert in einer Orkhöhle und habend diesen Sound auf
ihrer neusten EP BELOW THE HENGIFORM auf die Spitze getrieben. Anders
als Stresskandidaten wie z.b. ULCERATE setzen die Iren auf groovende
Hooks und geradliniges High Speed-Geschrote und eben das ist das besondere dieser Platte: Die Art und Weise, in der Chaos hier brachial gebändigt und exzessiv entfesselt wird.
Album Stream
7. Leviathan - Scar Sighted (Black/Death/Doom)
Mit SCAR SIGHTED
wird in aller Deutlichkeit ersichtlich, wie entrückt und unabhängig
Wrests musikalischer Kosmos von den gängigen Genre-Stereotypen ist.
Die Vielschichtigkeit dieser Platte ist so beeindruckend wie
beängstigend, denn in dem Maße, wie hier alle Spielarten des Extrem
Metals zusammengeführt werden, verbinden sich auch Wut, Angst und
Melancholie zu einem großen Ganzen und erzeugen so ihre einzigartige
und verstörende Aura.
Album Stream:
8. Hate Eternal - Infernus (Death)
Ich habe ehrlich
gesagt nicht mehr damit gerechnet ein neues Album von HATE ETERNAL in
die Finger zu bekommen, da Erik Rutan in den letzten 4 Jahren ja
schwer damit beschäftigt schien, ein Death Metal Album nach dem
anderen in die Charts zu mixen. Mit INFERNUS melden sich HATE ETERNAL
zurück und halten, was der Name verspricht: 10 schlechtgelaunte
Songs, die genauso nach vorne gehen wie die Sirnwulst ihres
Produzenten. Dabei gibt sich die neue Platte vom Sound her ungewohnt
transparent und klingt stellenweise sogar eingängig, was vor allem
darauf zurückzuführen ist, dass sich Rutan nicht wie bei den
Vorgängeralben damit zufrieden gibt dissonante Gitarren zu grinden,
sondern im Gegenteil melodische Themen von epischem Charakter etabliert. Dieser
neuentdeckte Hang zur Dramatik bändigt den technischen Wahnsinn von
HATE ETERNAL mindestens genauso, wie er ihn um Atmosphäre bereichert. Mit INFERNUS eröffnen sich HATE ETERNAL eine neue Spielwiese und beweisen, dass sie in Sachen Brutalität und Geschwindigkeit immer noch zur amerikanischen Speerspitze gehören.
Album Stream:
9. Outre Tombe - Répurgation (Death)
Die Frankokanadier
legen ein Debut hin, bei dem es keine Verwirrungen gibt: Das ist
straightes Old School Death Metal worshipping at its best! Hier
ergänzen sich erstklassige Vocals und solide Stammhirn-Riffs zu
einer absolut authentischen Retronummer.
10. Misþyrming - Söngvar Elds Og Óreiðu (Black)
Das Debut dieser
blutjungen Isländer ist etwas besonderes, und das auch im Sinne von
„eigenartig“: Ein Mischwesen aus traditionellen und progressiven
Elementen des Black Metal, die sich hier irgendwie widerspruchsfrei
die Waage halten. Auch wenn das Album das Level des Openers nicht
durchweg halten kann, vereint der dunkle Katakomben-Sound und die
Balance zwischen Melodie und Geschrote Traditionalisten und Reformer
gleichermaßen und untermauert die Relevanz von MISTHYRMINGs Debut im
Jahr 2015.
Album Stream:
https://misthyrming.bandcamp.com/releases
Album Stream:
https://misthyrming.bandcamp.com/releases
Hropters Top 10 von 2015
- Ahab - The boats of the Glen Carrig (Funeral Doom)Lange habe ich überlegt, wer des ersten Platzes würdig ist, denn auch Nummer 2 war ein heißer Kandidat auf die Spitzenposition. Letztendlich ist es aber das Album der langsamen Jungs aus Heidelberg geworden, eine der großartigsten Bands die ich kenne. Zwar haben sie mit dem vierten Langspieler ein paar Veränderungen im Sound vorgenommen, aber der einzigartige Stil ist der gleiche. Etwas weniger Hall in der Stimme, dafür gurgelt der Sänger aber bei den Growls in bester Gorefest-Manier. Muss man gehört haben.
- Tribulation - The Children of the night (Black/Death)Mit dem dritten Werk soll sich ja angeblich die weitere Karriere einer Band entscheiden. Wenn dem so ist, sind TRIBULATION auf dem besten Weg eine der ganz großen zu werden. Angeblich ihr finaler Stil, nachdem Album 1 und 2 ja jeweils ganz andere Sounds vorzuweisen hatten: Düster und Dunkel, warm bei den Instrumenten, kalt in der Stimme. Großartige Melodien dazu und fertig ist die Laube. Ich warte hungrig auf das nächste Album.
- Stellar Master Elite - III: Eternalism - The psychospherical chapter (Black/Industrial)Ein absoluter Geheimtip. Sphärisch und schneidend zugleich. Eigentlich zählt Industrial eher zu meinen weniger oft gehörten Genres, aber diese Band hat mich gefesselt. Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern scheidet III: ETERNALISM - THE PSYCHOSPHERICAL CHAPTER zwar nicht ganz so gut ab, aber man kommt nicht umhin den Gesamtstil der Band zu bewundern.
- Thulcandra - Ascensions lost (Black)Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben ist das dritte der Münchner um Steffen Kummerer (u.a. Obscura) kein reiner Dissection-Klon mehr. Der eigene Stil wird allmählich sichtbar und weiß zu überzeugen.
- The Vintage Caravan - Arrival (Psychedelic Rock)Junge, Junge, war ich beeindruckt, als ich diese jungen Hüpfer live gesehen habe. Arschtight mit enormer Spielfreude und voll auf 70er. Fetzt, macht Spaß, verlangt nach mehr. So retro, dass man glauben könnte, die Musik wäre tatsächlich doppelt so alt wie die Jungs von THE VINTAGE CARAVAN (20-21).
- Blackdeath – Gift (Black)Im Gegensatz zu früheren Alben ist der aktuelle Tonträger dieser russischen Bande (die größtenteils auf Deutsch singt) deutlich prägnanter geworden. Kein 08/15 Black Metal mehr sondern deutlich druckvoller. Das könnte daran liegen, dass auf GIFT der Bass verhältnismäßig gut zu hören und der Kopfschüttelfaktor dadurch klar gestiegen ist. Der Gesang von Dmitriy Popov alias Para Bellum hinterlässt dann noch den Hauch von russischem Winter.
- Dynfari - Vegferð tímans (Black/Atmospheric)Nach "The Vintage Caravan" bereits die zweite isländische Band in der Liste. Und das bei so einem gering bevölkertem Land. Dieses Album eignet sich hervorragend zum Autofahren in spätsommerlicher Dämmerung. Vielleicht, weil es in Island insgesamt sehr viel Dämmerung gibt... eventuell aber auch, weil dort, wo generell gerne und deutlich mehr musiziert wird, einfach die Qualität an Musikern da ist um solche Eindrücke in Musik zu verpacken.
- Motörhead – Bad Magic (Rock'n'Roll[!])Muss zu MOTÖRHEAD noch etwas gesagt werden? Nicht mehr viel. Dieses Album hatte seinen Platz in der Liste allerdings schon vor dem Ableben desjenigen, der dem Rock'n'Roll Gott wohl am ähnlichsten war. Auf Wiedersehen, Lemmy.Zum Album: Da AFTERSHOCK komplett an mir vorüber gegangen war, vergleiche ich es mal mit letzten mir bekannten Album von Motörhead. Deutlich trockener als THE WÖRLD IS YOURS, größere Dichte an wiedererkennbaren Songs und ein gut gelungenes Stones Cover (Sympathy for the Devil).
- Overtorture – A trail of Death (Death)Schwedentod vom feinsten. HM2 Gitarren, schöne Riffs und eine knackige Produktion. Eine der Bands, die es schaffen einen Teil der Lücke zu schließen, die Dismember hinterlassen lassen. (Anmerkung: Hätte ich zu diesem Zeitpunkt das "Slaves beyond death" von Black Breath schon gut genug gekannt, wäre diese Lücke noch kleiner und es gäbe eine Top 11). Es lohnt sich in jedem Fall in den Zweitling von OVERTORTURE reinzuhören, der eine positive Entwicklung zum ersten Album ist (das war noch nicht so dolle).
- The Crown – Death is not dead (Death)
Last but not least. Für eingefleischte THE CROWN Fans ist es eventuell verwunderlich, dass dieses Album hier gelistet ist. Wäre es bis August auch noch für mich, denn nach den ersten 1,5 Malen durchhören habe ich das Album ein halbes Jahr nicht mehr angerührt, so enttäuscht war ich. THE CROWN haben den Abgang von Janne Saarenpää am Schlagzeug definitiv nicht verkraftet. Ach, was habe ich gehadert, als ich die scheinbar langweiligen und langsamen Songs beim ersten Mal gehört habe. Marko Tervonen, eigentlich Gitarrist, hat die Drums eingespielt und das hat er auch ganz solide gemacht. Allerdings war der Stil von Janne so einmalig, so schnell, dass man das nicht einfach mal so nachmachen kann. Dann, nach 6 Monaten stiefmütterlicher Behandlung habe ich die Resignation bezüglich der Musik von THE CROWN nicht länger hinnehmen wollen und habe mich auf die weiteren Qualitäten der Band konzentriert und siehe da: die sind nach wie vor vorhanden. Das typische Riffing ist immer noch das selbe und Johan Lindstand ist erfreulicherweise auch wieder am Mikro. Und spätestens ab "Struck by lightning" haben sie mich wieder gehabt. THE CROWN leben!Gebt also dem Album bitte noch 2-5 Chancen und Ihr werdet es nicht bereuen. Ach ja: "Meduseld" ist eines der großartigsten Instrumentalstücke der letzten Zeit.
Sonntag, 10. Januar 2016
Der Anfang
Einstieg in den Blog
So, ein neuer Blog zum Thema Metal ist
ins Leben gerufen. Da stellt sich natürlich als erstes die Frage, ob
die Welt einen weiteren dieser Art überhaupt braucht. Aber da uns in
erster Linie die Musik am Herzen liegt und wir lediglich zeigen
wollen was uns gefällt, überlasse ich die Antwort auf diese Frage
denjenigen, die den von uns verzapften Kram lesen.
Als jahrelange Fans haben wir
vermutlich genug nützliches wie unnützes Wissen diesbezüglich
angehäuft, aber in Sachen Reviews noch keine große Erfahrung. Man
möge es uns also bitte verzeihen, wenn es sich nicht gleich wie
professionller Journalismus liest. Aller Anfang ist schwer.
Unserer beginnt im Januar 2016 mit
einen kurzen Rückblick auf das vergange Jahr. Die 10 besten Alben
von 2015 geben gleichzeitig auch einen kleinen Überblick über
unsere persönlichen Geschmäcker.
Abonnieren
Posts (Atom)