Samstag, 30. Juli 2016, Essen
So, nach langer Abstinenz ist nun das erforderlich technische Gerät wieder vorhanden um vernünftig schreiben zu können.
Nachträglich gibt nun den Eindruck vom gratis Open Air des Café Nord in Essen:
Aufgrund der Bandauswahl war der Samstag für mich der einzig besuchenswerte Tag des Festivals. Dieser Samstag began für mich mit dem nebenbei-Hören von MISERY INDEX, während ein Auftakt-Bier getrunken wurde. Klang gut, war aber zuende bevor ich den Platz vor der Bühne erreichen konnte.
Danach: BLIKSEM aus Belgien. Während ich noch damit beschäftigt war, Plakate aufzuhängen, war die Band um Frontfrau Peggy Meeussen schon dabei die Menge anzuheizen, der Platz war auch schon gut gefüllt, aber mit Ihrem 08/15 Thrash haben sie mich keine Sekunde bedauern lassen, dass ich die Band nur wenige Momente lang zu Gesicht bekam.
Danach wurde es noch schlimmer, DOUBLE CRUSH SYNDROM sind Augenkrebs vom feinsten. Netzhemden, Nagellack und schwarz geschminkte Augen waren auch schon bei den Misfits und sämtlichen Black Metal Bands nicht schön anzusehen. Metal spielt die Band irgendwie auch nicht, mehr eine Mischung aus Hard Rock und Goth-Punk. Das ehemalige Engagement bei Sodom von Sänger Andy Brings scheint bei DOUBLE CRUSH SYNDROME das einzige Auswahlkriterium der Veranstalter gewesen zu sein. Ganz furchtbar und super langweilig.
ABORTED ist die erste Band, die meine volle Aufmerksamkeit hat und das zu recht. Auf Platte sind sie mir immer noch zu langweilig, aber live macht die Bande einfach Spaß. Feinster Death Metal, arschtight auf die zwölf. Man muss die Songs nicht kennen um dazu abgehen zu können, man geht einfach mit der Musik und lässt dem Rhythmusgefühl seinen Lauf.
Weil das körperliche Wohlbefinden auch wichtig ist, ist danach wieder Bier trinken angesagt und ein kleines Bedauern setzt ein, dass VADER und ARMORED SAINT nicht gesehen werden, aber aus der Ferne hat es sich zumindest gut angehört.
Weil der Platz aufgrund des fehlenden Eintritts voller Menschen ist, verhängt die Security zwischendurch immer wieder mal Einlassstopps, also machen wir uns sicherheitshalber schon vor DEVILDRIVER auf dem Weg ins Festivalinnere und müssen feststellen, dass die Urinale allesamt übergelaufen sind und die Straße vor dem Einlass furchtbar danach stinkt. Selten kam es vor, dass ich den Rauchern um mich herum so dankbar war. Die Kalifornier DEVILDRIVER liefern schließlich eine, für mich überraschend, gute Show ab und beweisen damit, dass sie nicht in irgendwelche Schubladen der modernen Art gesteckt werden können, denn in ihrer Musik finden sich Elemente aller Death Metal Perioden.
Der Hauptgrund dieses Festival zu besuchen lässt ein wenig auf sich warten, aber schließlich ist es soweit: SACRED REICH betreten die Bühne und lassen mit einem Set durch alle Alben quasi keine Wünsche offen. Auch wenn Sänger Phil Rind sehr emotionale Anfälle hat ("Umarmt alle mal bitte die Person neben Euch!") und auch nicht mehr dünner wird, ist die Band doch immer noch eine der besten Thrash Combos des Planeten. Die Stimme klingt immer noch wie vor 25 Jahren und das Zusammenspiel der Band ist beispielhaft. Neben den vielen Klassikern (The American Way, Crimes against humanity, Who's to blame, Surf Nicaragua) wird auch wieder die Sabbath-Coverversion von War Pigs zum besten gegeben. Sehr schön, eine der wenigen Bands, die es besser macht als das Original (ich weiß: Blasphemie. Mir aber egal.). Ein Auftritt, der alle Erwartungen erfüllt.
Fazit: Die Location (zwischen Kirche und Clubs) und die Bandauswahl aber auch der Sound und die Bierpreise, im Grunde stimmt an diesem Tag alles, bis auch die eine Sache, die die Veranstalter nächstes Mal besser machen können: Eintritt nehmen. Aufgrund der Lage (zentral in der Innenstadt) schwärmt soviel Metalfremdes Publikum in das Gelände, dass man schon befürchten musste die favorisierten Bands zu verpassen, da die Security (sehr freundlich übrigens) zwischenzeitlich die Menschenmenge im Inneren begrenzen musste. Wenn man dann zwischen Muttis mit Kaffeekränzchen Outfit und Malle-Besuchern im Hawaiihemd steht und merkt, dass alle "nur mal gucken" wollen, kriegt man schon ein wenig Wut im Bauch, weil man weiß, dass diese Menschen den echten Fans, die teilweise hunderte Kilometer für die Bands gefahren sind, den Platz bei ihren Lieblingsbands versperren. 10 Euro Eintritt wären schon genug um die ganzen Schaulustigen fern zu halten. Ansonsten war es eine tolle Veranstaltung und man kann sich bei allen Verantwortlichen nur dafür bedanken.
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