Mittwoch, 24. August 2016

Konzertbericht: Party.San Open Air

11.-13.08.2016, Schlotheim-Obermehler

Das Party.San ist ja irgendwie das einzige Festival bei dem man die Tickets immer blind im Vorfeld kaufen kann und gewiss sein kann, dass die Bandauswahl nicht enttäuschen wird. Dieses Jahr ist allerdings noch mal einen Zacken besser. So viele Bands wie dieses Jahr wollte ich noch nie auf einem Festival sehen und trotz reichlich Alkoholkonsum habe ich die meisten davon auch erlebt und erinnere mich daran:

Donnerstag:

Den Auftakt machen II, die Musik ist eigentlich auch gute, aber wie wir den Tag über noch öfter erfahren müssen, ist der Sound auf der Hauptbühne heute wirklich schlecht. Deswegen bleibt von der Qualität des Openers nicht viel hängen.
Danach kommt direkt mein persönliches Highlight: MÖRK GRYNING ist mir wichtiger als alle anderen Bands, konnte ich sie doch leider vor ihrer Auflösung 2005 nicht live sehen. Wer die Songs der Band kennt, freut sich ein zweites Loch in den Hintern, dass die Schweden so spielfreudig sind und alle wichtigen Lieder im Programm haben, der Rest findet es aufgrund der miesen Tonqualität doof. Macht aber nichts, einige Leute hatten definitiv viel Spaß.
Die Band, die an dem Tag am besten zündet ist vermutlich GRUESOME, die gar keinen Hehl aus ihrer, untertrieben gesagt, "Inspiration" von Death machen und fröhlich feinsten Ami-Todesstahl zocken. Definitiv ein Auftritt, der überzeugt und die Band im Gedächtnis zementiert.
Danach geht's schnell zur Zeltbühne, den GRAVEYARD warten mit Musik schwedischen Ursprungs auf. HM2 Gitarrensound bei weitaus interessanteren Songs als viele ihrer Kollegen produzieren. Die Spanier bewirken den ersten Schmerz in den Nackenmuskeln und haben vermutlich viele neue Fans gefunden.
Nächste Band: TRIBULATION. Ach, wie hoch waren meine Erwartungshaltungen... 3 großartige Alben, das letzte davon der absolute Meilenstein in Sachen Düstermukke, und dann sowas: Total verwaschener Sound, sämtliche Melodien müssen fast erraten werden und die Stimmung ist im Keller. Dass das allein am Wind liegen soll, mag hier keiner mehr so recht glauben.
Das braucht erstmal eine Bierpause um den Schock zu verdauen und so finde ich mich erst wieder zu MGŁA ein. Die Polen haben mit den letzten beiden Alben dermaßen starkes Material abgeliefert, dass ich meiner Enttäuschung über den erneut schlechten Sound kaum Ausdruck verleihen kann. Kopfschütteln vielerorts vor der Bühne.
Offenbar haben OBITUARY danach ihren eigenen Mischer mitgebracht, denn bei den Rednecks aus Florida klingt alles wie es klingen soll: Death Metal mit höllisch viel Groove, genau auf den Punkt gespielt. Ansagen gibt's wie so oft keine, aber das spart Zeit für mehr Songs. Geile Band, die auch auch ein würdiger Headliner gewesen wäre. Eben diesen spare ich mir allerdings, denn die eine oder andere Campingplatz-Party will ja auch gefeiert werden...

Freitag:

Der mittlere Festivaltag ist derjenige, an dem mich die wenigsten von immer noch sehr viel guten Bands interessieren. Die erste davon ist auch gleich ein absolutes Pflichtprogramm: WOLFBRIGADE sind ein weiterer Hauptgrund für mich vor der Bühne zu stehen. Und die D-Beat Experten aus Schweden enttäuschen nicht. Es lebe der Crust, einfache Musik und die Spielfreude. Die leicht ergrauten Herren leben eine Energie auf der Bühne aus, dass es nicht schwer fällt sofort in den Rhythmus zu verfallen. Geiler Scheiß, jederzeit wieder.
Danach haben OBSCURA etwas gutzumachen: Ihr letzter Auftritt auf dem Party.San war mies, weil die hochproduzierten Songs nicht live rüberkamen. Diesmal machen sie es deutlich besser und man erkennt jeden Song wieder und fängt an den Nacken zu kreisen, während man gleichzeitig vom Können dieser Ausnahmemusiker beeindruckt ist, dass einem fast der Mund aufklappt. Mit Bravour bestanden.
Eilig wird danach ins Zelt gelaufen, da die Death Doom Institution CRYPTIC BROOD zum Tanze bittet. Naja, mit tanzen ist nicht viel, da die Wolfsburger eine unglaubliche Walze durch das Zelt schieben, aber zumindest ekstatisch mitwippen ist drin. Dieser Auftritt war vermutlich der Durchbruch für die Band.
Auf der Hauptbühne machen sich derweil BÖLZER bereit, ihrem Ruf als Livemacht gerecht zu werden, was allerdings nicht so richtig klappen mag. Vielleicht liegt es an der zu großen Bühne oder dem fehlenden Zelt darum, aber den Erfolg vom letzten Mal können sie nicht wiederholen, zu lasch kommt das Gebölze aus den Boxen, zu verloren wirkt die Band unter freiem Himmel.
Als wohl einzige Band auf dem Festival kommen danach ANGELCORPSE ohne Backdrop aus und zeigen der ganzen jungen Generation, was eine Old School-Harke ist. Die Kultband aus den Staaten ist lange Zeit nur Geheimtipp für Underground und Nerds gewesen, mittlerweile dürfte die Begeisterung für die Musik um Bandchef Pete Helmkamp gewachsen sein. Hier wurde sich ordentlich ins Zeug gelegt und es hat sich gelohnt. Ganz großes Kino.
Danach verfällt der Autor leider in eine ungeheure Trinklaune, sodass ich viele der nachfolgenden Bands leider verpasse und erst wieder zu CARCASS aufschlage. Glück gehabt, denn niemand will diesen Auftritt verpasst haben. Die Engländer sind zu recht der Headliner und haben alles, was man sich hier wünscht: Perfekten Sound, Bock zu spielen, eine tolle Songauswahl und die Fans auf ihrer Seite. So beeindruckend gut wie diese Band ist bisher keine an diesem Wochenende gewesen, hier hat man sich allgemein die Rübe abgeschraubt und noch Nachschlag verlangt. Dass man diesen nicht bekommt, ist der einzige Wermutstropfen, denn auf einmal kommt Dosenmusik von der Bühne und dann wars das. Schade.

Samstag:

Am Samstag überkommt viele ein leichtes Bedauern, dass dies schon der letzte Festivaltag ist, hat bisher doch alles ganz gut gepasst. Nach spätem Frühstück schaffe ich es noch rechtzeitig vor die Bühne um die neue deutsche Death Metal Hoffnung SULPHUR AEON zu sehen. Wobei Hoffnung eigentlich nicht korrekt ist, haben die Jungs doch bereits großartiges Material abgeliefert. Das Cover ihres letzten Albums als Banner ist auch sehr schön anzusehen, aber die Feinheiten ihrer Musik bekommt man nur mit, wenn man relativ nah an der Bühne ist, denn so ganz schafft es die Band nicht, den Sound und das Gefühl in ihrer Musik zu kanalisieren. Schade, aber definitiv vermerkt für ein Hallenkonzert.
Nächste Band auf meinem Zettel ist MEMORIAM. Ah, was wurde im Vorfeld diskutiert und spekuliert, was dabei wohl herauskommt. Nun, es war ganz einfach: Death Metal, der so klingt wie man ihn aus der Industrieregion Birmingham erwartet. Einfach, aber mit Riffs die ins Fleisch schneiden, ehrlich und kompromisslos. Da die Band ja ein Projekt aus verschiedenen Mitgliedern anderer Bands ist, werden auch ein paar Songs gecovert (u.a. Sacrilege und natürlich Bolt Thrower). Schöner Auftritt, auch wenn die Gitarren arg im Ohr geschmerzt haben.
Und dann kommt eine der kultigsten und unterbewertetsten Bands dieses Planeten: NIFELHEIM sind räudig, roh und scheißen auf alles, was das Ästhetikempfinden an Befindlichkeiten anmeldet. Gut so, denn das macht die Band authentisch. Blackthrash wie aus dem Bilderbuch und dazu eine Stimme, die klingt, als würde Sänger Per "Hellbutcher" Gustavsson jeden Morgen eine Packung Reiszwecken mit in sein Müsli kippen. Soweit der beste Auftritt des Tages, aber dann kommen ja GRAVE: Die kommerziell am wenigsten erfolgreiche Band der großen 4 des schwedischen Death Metal zeigt, dass dieser Status eigentlich dringend geändert werden muss. So viele Rhythmuswechsel wie diese Truppe um Chef Ola Lindgren hat wohl keine andere Band. Trotzdem ist nicht ein Song langweilig oder zu verspielt, nein, es macht einfach tierisch Spaß hier das Haupthaar zu schütteln. Natürlich ist die Songsauswahl auch wieder ein Best-of der Karriere, aber dafür sind Festivalauftritte ja da.
Rasch geht's dann ins Zelt um WEAK ASIDE zu sehen, denn Musik von Sänger und Gitarrist Tom Zorn (ja, wirklich) war schon immer gut und der Mann gehört einfach auf eine Bühne. Das zweite Album der Emdener hat auch verdientermaßen einiges Aufsehen erregt, also kann ich mir das nicht entgehen lassen. Ich werde in Form von schnörkellosem Todesstahl bedient und bin ein weiteres Mal erfreut, wie gut der Sound im Zelt ist. Amtlicher Auftritt von einer Band, die in den nächsten Jahren noch ganz groß werden kann.
Leider kann man das nicht von der nächsten Band auf der Hauptbühne sagen, obwohl die es doch können müssen: IMMOLATION sind eine ganz große Enttäuschung. Der Sound ist absolut unterirdisch, man kann keinen einzigen Song gut erkennen und der Schlagzeuger scheint betrunken zu sein, so daneben klingen seine Beats.
Ein wenig betrunkener komme ich später wieder ins Zelt und sehe mir DROWNED an, nur um festzustellen, dass die Lieder der Berliner so abwechslungsreich sind wie 20 Meter Raufasertapete. Eine der Bands, deren Ruhm nur auf ihrem Sound und dem Image der Band basiert, mehr haben sie leider nicht zu bieten.
Und weil auch immer Platz für Nostalgie sein muss, finde ich mich danach natürlich bei SODOM ein und feiere ihre Hits aus über 30 Jahren gebührend ab, denn die Band ist aus dem Metalgeschehen quasi nicht wegzudenken. SODOM waren immer da. So wird es hoffentlich noch viele Jahre sein. Die Show ist Top, auch wenn der Wind dem einen oder anderen Lied ein wenig die Stimmung klaut.
Der Headliner zu später Stunde ist für mich unverständlicherweise auf dieser Position, aber der Platz vor der Bühne ist trotzdem gut gefüllt, als AT THE GATES die Bühne betreten. Man merkt dem Schwedengespann auch an, dass sie Lust auf die große Show haben, aber irgendwie kann ich mit der Band nicht so richtig was anfangen. Vielleicht, weil mir die Lieder zu drucklos sind. Gekonnt war der Auftritt trotzdem.

Fazit: Das Party.San ist immer noch das beste Festival. Warum? Weil hier alles stimmt. Die Festivalgröße, die Bandauswahl, die Shops, der Campingplatz und das Personal. Die Preise sind human und deswegen werde ich auch für nächstes Jahr das Ticket wieder blind bestellen können.
Einziges Manko war diesmal der unterirdisch schlechte Sound am Donnerstag bei vielen Bands.
Top Bands waren: Carcass, Grave, Nifelheim, Wolfbrigade und Angelcorpse
Flop Bands waren: Immolation, Bölzer, Drowned und soundbedingt Tribulation und Mgła

Montag, 22. August 2016

Aktuelle Alben: Demonbreed - Where gods come to die (Death Metal)

Veröffentlicht: 22.07.2016



Das ist sie also, die neue Schnittmenge aus Mitgliedern von Milking the Goatmachine und ehemalige Lay Down Rotten. Wer die beiden Bands kennt erwartet nicht so viel, denn beide Bands sind/waren gut, aber zur höchsten Liga hat es nie gereicht. Anders das Potenzial von DEMONBREED: Nach dem Intro, benannt nach dem Albumtitel, wird mit Vultures in the blood red sky erstmal klargestellt, wie der Hase läuft. Tonnenschwerer Death Metal der an beste Zeiten von Bloodbath erinnert. Es klingt als hätte da jemand deren erstes Album SEHR oft gehört und beschlossen auch mal 'ne Dan Swanö Produktion zu machen. Dabei ist der erste Song noch recht harmlos, weil nicht besonders eingängig. A thousand suns will rise ist da schon besser, hier wird mit langsamen Passagen und Midtempo-Doublebass Spannung aufgebaut, die dann nach akustischem Intermezzo stampfend entladen wird.
Summon the undead finde ich dann auch wieder etwas irrelevant und eintönig, aber danach bekomme ich immerhin Lust, den Refrain bei Revenge in the afterlife mitzugrowlen.
Richtig gut wird das Album dann erst beim 5. Lied Empty Grave. Für den Song hätten Dismember vermutlich getötet. Hier zündet die alte Schwedenschule steil, Melodie von Kettensägen, die sich irgendwo auf dem Friedhof in verottete Bäume fressen. Jetzt ist der Funke übergeprungen.
Red Countess erinnert an "Ways to the grave" und Perish hat ein modernes Element drin, nämlich die schnelle 16tel  Gitarrenmelodie, getragen von Midtempo-Rhythmusarbeit. Eine leichte Black Metal Note ist zu erkennen, aber das macht den Song erst gut und lässt ihn im Wiedererkennungswert steigen.
Barren Wastelands hat erneut großartige Riffs anzubieten und würde das Schlagzeug mehr mit eben jenen gehen könnte man hier einen perfekten Song drauß machen.
Folded Hands spielt mit Pausen bei der Gitarrenarbeit und Rhythmuswechsel, was die Stimmgewalt von Sänger Jost sehr schön betont.
Das anschließende Cover von Edge of Sanity's Blood Colored ist das i-Tüpfelchen auf dem Album: 1a umgesetzt und der Klargesang ist so nah am Original, das kann nur der Meister persönlich gesungen haben.
Den sauberen Abgang beschert Seed of ferocity, dass ein wenig an Necrophagia erinnert und einen würdigen Schlusspunkt setzt. 45 Minuten Spielzeit sind auch eine gute Länge für ein Album.

Fazit: Dieses Album belohnt die jahrelange Arbeit der Jungs, wenn man weiß, was sie sonst so machen und gemacht haben. Hoffentlich ist damit der Erfolg verbunden, den eine Band dieses Kalibers verdient hat. Außerdem hat man mit Coversong und fetter Produktion großen Tribut an Dan Swanö gezollt. Alles in allem ein Album, dass man als Death Metal Maniac haben muss, auch wenn die ersten 3-4 Songs im Gesamtbild ziemlich unbedeutend sind.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.


Dienstag, 9. August 2016

Aktuelle Alben: Blizzen - Genesis Reversed (Heavy Metal)

Veröffentlicht: 27.05.2016

Ja, ich weiß, ganz so aktuell ist das Album nicht mehr, aber aus zwei Gründen hat sich die Kritik daran verzögert: Erstes war mein Laptop einige Wochen lang kaputt und ich wollte nicht vom Handy aus schreiben, zweitens war ich mir nicht sicher, ob ich auf einem Blog, bei dem der Whorship-Faktor eine große Rolle spielt, allzu oft negative Kritiken schreiben sollte. Mir ist auch bewusst, dass ich jetzt dem Post dadurch vorweg greife, aber es muss ja mal gesagt werden. Letztendlich habe ich mich entschieden, den Post zu schreiben weil meine Erwartungshaltung an das Album doch hoch war und ich mit einem positiven Ergebnis gerechnet habe.

Zum Album an sich: BLIZZEN haben ja letzes Jahr mit einer ebenso guten wie vielbeachteten EP namens Time Machine auf sich aufmerksam gemacht. Und da ich so begeistert war, mal wieder authentischen Heavy Metal zu hören, habe ich das Debütalbum natürlich auch gekauft. Aber schon beim ersten Song mit Gesang Trumpets Of The Gods kommt die Ernüchterung: BLIZZEN sind sehr viel poppiger und deutlich langsamer geworden. Alle neuen Songs sind extrem seicht ausgefallen, das beste Stück ist eine Neuaufnahme von Gone Wild, das bereits auf zuvor erwähnter EP enthalten war. Schade, insgesamt fehlt das Feuer.

Fazit: Früher verdiente die Genre-Bezeichnung der Band noch das Doppel von Heavy-/Speed Metal. Vom Speed ist leider nicht mehr viel geblieben. Der Gesang von Frontmann Stecki ist gut, aber seine Stimme hat noch zu wenig Volumen, zu wenig Stabilität, da ist noch viel Raum nach oben. Pluspunkte gibt es für die Produktion, die qualitativ gut und nicht zu überladen ist, aber das hebt die Songs im Gesamtniveau leider auch nicht. Fans von seichtem Heavy Metal mag die Scheibe gefallen, aber mir ist das zu viel "easy listening".

Bewertung: 3,5 von 10 Punkten


Konzertbericht: Nord Open Air (Samstag)

Samstag, 30. Juli 2016, Essen

So, nach langer Abstinenz ist nun das erforderlich technische Gerät wieder vorhanden um vernünftig schreiben zu können.

Nachträglich gibt nun den Eindruck vom gratis Open Air des Café Nord in Essen:


Aufgrund der Bandauswahl war der Samstag für mich der einzig besuchenswerte Tag des Festivals. Dieser Samstag began für mich mit dem nebenbei-Hören von MISERY INDEX, während ein Auftakt-Bier getrunken wurde. Klang gut, war aber zuende bevor ich den Platz vor der Bühne erreichen konnte.

Danach: BLIKSEM aus Belgien. Während ich noch damit beschäftigt war, Plakate aufzuhängen, war die Band um Frontfrau Peggy Meeussen schon dabei die Menge anzuheizen, der Platz war auch schon gut gefüllt, aber mit Ihrem 08/15 Thrash haben sie mich keine Sekunde bedauern lassen, dass ich die Band nur wenige Momente lang zu Gesicht bekam.

Danach wurde es noch schlimmer, DOUBLE CRUSH SYNDROM sind Augenkrebs vom feinsten. Netzhemden, Nagellack und schwarz geschminkte Augen waren auch schon bei den Misfits und sämtlichen Black Metal Bands nicht schön anzusehen. Metal spielt die Band irgendwie auch nicht, mehr eine Mischung aus Hard Rock und Goth-Punk. Das ehemalige Engagement bei Sodom von Sänger Andy Brings scheint bei DOUBLE CRUSH SYNDROME das einzige Auswahlkriterium der Veranstalter gewesen zu sein. Ganz furchtbar und super langweilig.

ABORTED ist die erste Band, die meine volle Aufmerksamkeit hat und das zu recht. Auf Platte sind sie mir immer noch zu langweilig, aber live macht die Bande einfach Spaß. Feinster Death Metal, arschtight auf die zwölf. Man muss die Songs nicht kennen um dazu abgehen zu können, man geht einfach mit der Musik und lässt dem Rhythmusgefühl seinen Lauf.
Weil das körperliche Wohlbefinden auch wichtig ist, ist danach wieder Bier trinken angesagt und ein kleines Bedauern setzt ein, dass VADER und ARMORED SAINT nicht gesehen werden, aber aus der Ferne hat es sich zumindest gut angehört.

Weil der Platz aufgrund des fehlenden Eintritts voller Menschen ist, verhängt die Security zwischendurch immer wieder mal Einlassstopps, also machen wir uns sicherheitshalber schon vor DEVILDRIVER auf dem Weg ins Festivalinnere und müssen feststellen, dass die Urinale allesamt übergelaufen sind und die Straße vor dem Einlass furchtbar danach stinkt. Selten kam es vor, dass ich den Rauchern um mich herum so dankbar war. Die Kalifornier DEVILDRIVER liefern schließlich eine, für mich überraschend, gute Show ab und beweisen damit, dass sie nicht in irgendwelche Schubladen der modernen Art gesteckt werden können, denn in ihrer Musik finden sich Elemente aller Death Metal Perioden.

Der Hauptgrund dieses Festival zu besuchen lässt ein wenig auf sich warten, aber schließlich ist es soweit: SACRED REICH betreten die Bühne und lassen mit einem Set durch alle Alben quasi keine Wünsche offen. Auch wenn Sänger Phil Rind sehr emotionale Anfälle hat ("Umarmt alle mal bitte die Person neben Euch!") und auch nicht mehr dünner wird, ist die Band doch immer noch eine der besten Thrash Combos des Planeten. Die Stimme klingt immer noch wie vor 25 Jahren und das Zusammenspiel der Band ist beispielhaft. Neben den vielen Klassikern (The American Way, Crimes against humanity, Who's to blame, Surf Nicaragua) wird auch wieder die Sabbath-Coverversion von War Pigs zum besten gegeben. Sehr schön, eine der wenigen Bands, die es besser macht als das Original (ich weiß: Blasphemie. Mir aber egal.). Ein Auftritt, der alle Erwartungen erfüllt.

Fazit: Die Location (zwischen Kirche und Clubs) und die Bandauswahl aber auch der Sound und die Bierpreise, im Grunde stimmt an diesem Tag alles, bis auch die eine Sache, die die Veranstalter nächstes Mal besser machen können: Eintritt nehmen. Aufgrund der Lage (zentral in der Innenstadt) schwärmt soviel Metalfremdes Publikum in das Gelände, dass man schon befürchten musste die favorisierten Bands zu verpassen, da die Security (sehr freundlich übrigens) zwischenzeitlich die Menschenmenge im Inneren begrenzen musste. Wenn man dann zwischen Muttis mit Kaffeekränzchen Outfit und Malle-Besuchern im Hawaiihemd steht und merkt, dass alle "nur mal gucken" wollen, kriegt man schon ein wenig Wut im Bauch, weil man weiß, dass diese Menschen den echten Fans, die teilweise hunderte Kilometer für die Bands gefahren sind, den Platz bei ihren Lieblingsbands versperren. 10 Euro Eintritt wären schon genug um die ganzen Schaulustigen fern zu halten. Ansonsten war es eine tolle Veranstaltung und man kann sich bei allen Verantwortlichen nur dafür bedanken.