Donnerstag, 28. April 2016

Konzertbericht: Kings of Black Metal (Samstag)

23.04.2016, Alsfeld, Hessenhalle


Das Kings of Black Metal verdiente seinen Namen dieses Mal wieder ein wenig mehr und nachdem das Lineup 2015 wenig Anlass zum Besuch in Alsfeld gab, war meine Wenigkeit dieses Jahr doch wieder geneigt sich in die Menge miesepetriger Gestalten zu begeben um herauszufinden, welche der Bands auch live zu Königen dieser Musik gezählt werden dürfen. Dass dieses Mal die Hessenhalle (anstelle der Stadthalle) als Ort der Veranstaltung herhalten darf ist positiv zu werten, denn die Parkplatzsituation ist dort, am Stadtrand von Alsfeld, deutlich besser und die Autobahnanbindung perfekt.

Negativ fiel als erstes der, vom Veranstalter nicht vermerkte (oder nur unzureichend erwähnte), stark erhöhte Abendkassenpreis auf. Statt der online beschriebenen 37,50€ sind hier 45€ fällig, was bei zwei Tickets den geplanten Preis von 75€ auf satte 90€ schnellen lässt. Wunderbar, schon war die Laune das erste Mal im Keller und damit quasi der perfekte Einstand für Black Metal. Alles Kalkül der  Veranstalter, möchte man meinen. Gehört zur Atmosphäre sozusagen. Haha.

Da einen ja bekanntermaßen nicht immer alle Bands interessieren und gerade bei dieser Spielart des Metal unglaublich viele "Poserbands" anzutreffen sind (diese variieren je nach Betrachter), gönne ich mir erstmal ein paar Bier und treffe dann erst zu THE RUINS OF BEVERAST ein. Da hat mir aber auch das halbe Set gereicht, denn bei aller Langsamkeit kam irgendwie doch keine Atmosphäre zustande, das ganze wirkte ein wenig eingeschlafen.

Aufgrund von der Anwesenheit vieler alter Bekannter und der deshalb aufgekommenen Freude (Ja, auf einem BM Konzert, tatsächlich!) mussten VALKYRIA leider ohne mich auskommen und die erste Hälfte des ARCHGOAT-Sets leider... äh, zum Glück auch. Die Finnen machen nämlich was sie am besten können: Rumpeln nach dem Motto "Stumpf ist Trumpf". Warum die Band von Vielen so hochgelobt wird ist mir seit Jahren unverständlich.

Weiter gehts denn mit MISTHYRMING aus Island. Das erste kleine Highlight des Abends, hat es doch auf Platte etwas gedauert, bis mir die Band zugänglich wurde. Die Jungs auf der Bühne zu sehen lässt dann aber sofort den Funken überspringen. Die Musik der Truppe klingt seltsam gepresst und unangenehm bedrückend. Da ist nichts episches oder fröhliches, die ganze Show erzeugt eine Art Beklemmung und lastet schwer auf dem Gemüt. Sehr schön.

Gespanntes Warten auf NARGAROTH ist danach angesagt, so manche Frage hat man sich schon oft gestellt. Wie wird die Show gestaltet? Welche Lieder werden gespielt? Welche Nulpen im Publikum werden Blödsinn verzapfen? Und vor allem: Wird Pokemon-Trainer Ash Schwachsinn von sich geben oder sich auf die Show konzentrieren? Ich muss sagen, ich war einmal mehr angenehm überrascht. NARGAROTH haben einfach alles richtig gemacht, was man tun kann, wenn man diese Band ist. Zwar waren die ersten Songs gesangstechnisch dank Maske nicht besonders gut zu verstehen, aber ansonsten gab es Black Metal ohne Schnörkel, keine Ansagen, guter Sound und die richtigen Lieder [Seven Beers are flowing to the liver ;-)]. Dazu kommt, dass der allzeit laufende, nervige Spielzeit-Countdown auf der Digitaluhr an der Seite gepflegt ignoriert wurde und als einziger Spruch die rhethorische Frage von René kam, wann man ihnen wohl den Saft abdrehen würde. Gar nicht! Drei Lieder überzogen und die Fans zufrieden gestellt. Respekt dafür.

Der nächste feiernswerte Act lässt sich nicht lange bitten: TAAKE wissen auch, wie man bei der Menge ankommt, nämlich mit einer guten Portion der rockigeren Songs aus ihrem Repertoire. Sieht Hoest als Enddreißiger in zivil immer noch nach Student aus, ist seine Erscheinung auf der Bühne umso imposanter: Der Mann hat einfach Charisma und hat die Menge spielend im Griff. Geile Stimmung, TAAKE spielen alle vorherigen Bands an die Wand. So muss Black Metal sein. Allerdings haben die Kerls aus Bergen nicht das letzte Wort an diesem Abend...

Was nun folgt ist ein wenig traurig und schön zugleich: DESASTER sind als letzte Band vielen Zuschauern offenbar nicht headlinerwürdig und müssen enttäuschenderweise vor halb so viel Publikum spielen wie die 3 Bands davor. Vielleicht liegt es am Thrash-Faktor oder der Tatsache, dass die Band zum Teil mit Kutten auf der Bühne steht (bunt, igitt!), aber definitiv nicht an der Qualität der Show. Diese Band ist im Grunde genau das, was der (trve) Fan immer predigt und erwartet: Originär, bodenständig, konstant. Die Truppe kann sich keinerlei Ausverkauf, Stilbruch oder Unglaubwürdigkeit vorwerfen. Im Grunde stimmt hier alles, auch die Musik ist großartig unterhaltend, kalt und ein schöner Schlag ins Gesicht, so wuchtig kommt der Sound bei den Verbliebenen an. Eine Klasse für sich und dabei sehr sympatisch agierende Kapelle. Nur Tyrants of the Netherworld hätten das Set noch perfekt gemacht...
Und an alle, die sich DESASTER bewusst nicht angeguckt haben: Ihr habt diese Band weder verdient noch verstanden. Schämt Euch! Ein besseres Beispiel einer Band, die stets Musik von der Szene für die Szene gemacht hat und sich trotz Erfolg nie verraten hat, fällt mir nicht ein.

Fazit: Das KoBM hat wieder ein paar Schritte nach vorn gemacht. Zwar stößt der Eintrittspreis an der Abendkasse bitter auf und der Countdown der verbleibenden Spielzeit am Bühnenrand hat genervt, aber es wurde auch vieles richtig gemacht und/oder verbessert: Die Bandauswahl war wieder deutlich hochwertiger, die Location gut gewählt und das Personal nett. Über den Sound konnte man (am Samstag) nicht meckern und Camping-/Parkmöglichkeiten sind in der Stadt eine feine Sache. Sogar der Anteil an braunem Gesocks ist spürbar zurückgegangen. Alles in allem ein schönes Ding, nächstes Jahr sieht man sich hoffentlich wieder.























Montag, 11. April 2016

Konzertbericht: Pentagram und noch 'ne Band

Wiesbaden, Schlachthof, 08.04.2016

In Vorfreude auf klassischen Doom besuchte meine Wenigkeit an diesem Freitagabend den Schlachthof, der eine wirklich gute Location für mittlere bis große Bands ist. Im November, bei Carcass, Obituary und Voivod, war das Ding noch rappelvoll, diesmal ist die Bandauswahl kleiner und dementsprechend ist der Saal nur zur Hälfte gefüllt. Macht aber nichts, umso freier kann man sich bewegen.
Auf den Tourplakaten standen noch 2 Vorbands, auf den Tickets ist es dann nur noch eine: MONDO DRAG eröffnen eine Dreiviertelstunde lang mit Musik für die man bekifft sein muss, um sie gut zu finden. Hippies auf der Bühne, die eine Menge Hipster im Publikum ansprechen. Mich nicht, dafür waren die Jungs einfach zu lahm, mit ihrer Mischung aus Hardrock, Synthie-Sound/Keyboards und wenig dazupassendem Gesang. Hinterher haben noch Uriah Heep angerufen und wollten ihren Sound zurück.
Zum eigentlichen Grund meiner Anwesenheit: PENTAGRAM kommen, schlagen die ersten Riffs an und spätestens als Bobby Liebling die Bühne betritt ist das Flair da. Tonnenschwere Riffs, gottverdammter Groove und eine Stimme, die trotz hohen Alters, jeder Menge Drogen und vieler Konzerte nichts an Intensität eingebüßt hat. Vergleicht man den optischen Zustand des Sängers und seine Stimme mag man kaum glauben dass man mit 62 noch zu solchen Leistungen fähig ist. Auch wenn es wohl einiger Hilfsmittel bedarf. Die ersten beiden Songs lang kann sich Bobby jedenfalls nicht von seinem Handtuch trennen, an dem er immer wieder schnüffeln muss. Oder hat er sich bloß den Mund abgewischt? Egal, wir müssen es nicht wissen. Die Show an sich ist sehr routiniert und arschtight, die Einsätze sitzen alle und auch bei der Songauswahl sind alle Alben vertreten. Meine persönlichen Highlights waren Relentless und Last days here. Vermisst habe ich The Ghoul.
Für die Zugabe muss der Gitarrentechniker das Publikum nochmal kräftig anheizen, aber dann ist die Stimmung wieder da und drei Songs werden noch zum Besten gegeben. Trauriges Ende ist der letzte Song, bei dem Bobby dann erst vor dem Gitarrenamp umfällt um sich dann am Boden rumkullernd die Haare zu bürsten und dann liegenzubleiben bis erst Gitarrist Victor Griffin ihn am Bein Richtung Mikrophon schleift und dann Bassist Greg Turley ihn mittels der Beine über dem Bühnenrand wieder zum Aufstehen bewegen will. Beide Versuche enden nicht ganz mit gewünschtem Erfolg. Zwar schafft Herr Liebling es wieder aufzustehen, verlässt dann aber ohne weiteren Kommentar die Bühne. Da das ganze eher lustig als erbärmlich anzusehen war und die Songs sonst alle wie eine eins standen, tut es dem Gesamtbild keinen Abbruch. Tolle Show, jederzeit wieder.